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Gründer Camp 2022: Die wichtigsten Tipps der Expert:innen

Am 7. und 8. Oktober 2022 gab es für Gründungswillige wieder eine volle Ladung Inspiration, Motivation und Aha-Momente. Hier findest du die wichtigsten Ergebnisse.

Die dritte Auflage des Gründer Camps in der Mainzer „Halle 45“ lieferte emotionalen und fachlichen Input und bedeutete für einige Teilnehmer:innen den ersten konkreten Schritt in Richtung Praxisgründung. Neben acht authentischen Gründungsgeschichten gab es Vorträge zu Themen wie Finanierung, Steuern, Praxisplanung und Personalführung. Am zweiten Tag konnten die Nachwuchszahnmediziner:innen ihre Gedanken und Ideen in Workshops und Break-out-Sessions mit den Expert:innen vertiefen. Im Folgenden findest du eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.

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Du warst beim Gründer Camp 2022 nicht dabei?

Sieh dir an, was du verpasst hast

Vom leeren Blatt zu deinem Praxiskonzept

Wie finde ich ein Praxiskonzept, das zu mir passt? Dazu konnte Existenzgründungsberater Fabian Gaissert aus dem Nähkästchen plaudern. Seine Empfehlung: „Go and scout yourself!“ Unterziehe deine eigene Persönlichkeit einer SWOT-Analyse und untersucheehrlich deine Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threads). Beziehe dabei gern auch Freund:innen, Bekannte oder Verwandte mit ein.

"Analysiere dich selbst und höre auf dein Bauchgefühl!"

Existenzgründungsberater Fabian Gaissert

Beim Erarbeiten deines Praxiskonzepts solltest du dich außerdem ganz auf dein Bauchgefühl verlassen. Worauf hast du Lust, und was törnt dich ab? Wichtig ist, dass du Spaß beim Zeichnen deiner eigenen Zukunft hast.

 

Wenn du allerdings noch so gar keinen Ansatz hast, hat Fabian Gaissert eine besondere Übung für dich: Nimm dir ein weißes Blatt Papier, einen Stift (gerne auch ein Glas deines Lieblingsweins) und fange an zu schreiben: „Es war einmal die Zahnarztpraxis …“ Nun lasse deiner Fantasie freien Lauf. Träume von verwunschenen Orten, Schlössern oder Fabelwesen. Du wirst erstaunt sein, wie viele Wünsche und Ideen diese Übung zutage fördert, von denen du bislang noch gar nichts wusstest.

So erstellt du deinen Businessplan

Der Businessplan ist einer der wichtigsten Aspekte bei einer erfolgreichen Gründung. Auf dem Gründer Camp gibt es deshalb immer wieder viele Vorträge und Workshops zu diesem Thema. Svend Neumann, Unternehmensberater und Geschäftsführer der OPTI Health Consulting GmbH, erklärte auf der Veranstaltung im Oktober, wie du an die Erstellung des Businessplans am besten herangehst.

"Schreibe zwei Businesspläne!"

Unternehmensberater Svend Neumann

Sein dringender Appell: „Schreibe zwei Businesspläne!“ Einen kompakten für die Bank (etwa zehn bis 20 Seiten, je nach Vorhaben) und einen deutlich umfangreicheren für dich selbst (40 Seiten und mehr). Diesen zweiten Plan solltest du kontinuierlich weiterentwickeln, Ideen und neue Erkenntnisse ergänzen. Mache als Teil des Plans mindestens einmal im Jahr eine Standortanalyse und gleiche ab, ob es Veränderungen im Umfeld deiner Praxis gibt.

 

Zu den wichtigsten Bestandteilen des Businessplans gehören laut Neumann neben der finanzwirtschaftlichen Planung vor allem die Risikobewertung und die Zusammenfassung. Letztere wird auf jeden Fall von den Verantwortlichen bei der Bank gelesen. Sie sollte etwa zehn Prozent des Umfangs ausmachen und die wichtigsten Infos des Businessplans auf den Punkt bringen.

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Das gehört in deinen Businessplan

Zusammenfassung

Infos zu dir als Gründer:in

Beschreibung des Vorhabens inklusive des Dienstleitungsangebots

Marktanalyse

Standort und Umfeldanalyse

Praxisorganisation und Personalstruktur

Marketingkonzept

Risikobewertung und finanzwirtschaftliche Planung

Führe erfolgreiche Bankgespräche

„Geld ist wichtig, Geld ist gut.“ So lautet Michael Hages Motto, wenn es um Praxisgründungen geht. Der Diplom-Betriebswirt und Leiter von Henry Schein Financial Services hat schon unzählige Gründer:innen bei der Finanzierung begleitet und weiß, worauf es beim Gespräch mit der Bank ankommt. Auf dem Gründer Camp teilte er seine wertvollsten Tipps.

Zunächst einmal kannst du durchatmen: Die Chance, als Zahnarzt/Zahnärztin ein „Nein“ von der Bank zu kassieren, ist relativ gering. Dennoch solltest du niemals unvorbereitet zu einem Bankgespräch gehen. Stelle deine Pläne plausibel und für Fachfremde nachvollziehbar dar. Ein durchdachter Businessplan und ein tragfähiges Konzept sind dabei die halbe Miete.

 

Nutze Angebote von Handwerksunternehmen und anderen Dienstleister:innen als Grundlage für die Kalkulation und reichere deine Unterlagen mit Beispielrechnungen an, um dein Praxiskonzept zu erklären. Kalkuliere auch alle Eventualitäten ein, etwa die Familienplanung. Wenn du dir Hilfe von Spezialist:innen holst, sollte bei der Vorbereitung nichts schiefgehen.

Steuertipps rund um die Gründung

Der auf medizinische Heilberufe spezialisierte Steuerberater Thilo Weiland gab auf dem Gründer Camp praktische Tipps, wie Gründer:innen ihre Steuerlast optimieren könnten – sowohl vor dem Start in die eigene Praxis als auch danach. Sein erster Ratschlag: Sammle bereits ab dem ersten Gründungsgedanken sämtliche Belege von Fortbildungsbesuchen, Praxisbesichtigungen und Gesprächen mit Makler:innen oder Vermieter:innen. Diese kannst du später als Praxisvorlaufkosten steuerlich geltend machen, ebenso wie Telefon-, Porto- und Umzugskosten. Ebenfalls bereits vor der Praxiseröffnung abzugsfähig sind die Kosten für Beratungen – egal ob durch Handwerksbetriebe oder Anwaltskanzleien – sowie Anschaffungen für die Praxis.

Wie Gründer:innen Steuern sparen können, erklärte Steuerberater Thilo Weiland.

Um auch nach der Gründung steuerlich gut aufgestellt zu sein, plane Steuervorauszahlungen vorausschauend und passe sie gegebenenfalls an. Kümmere dich um die Erstellung von Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) und Kostenanalysen und beachte außerdem steuerliche Besonderheiten wie das, Abschreibungen, Fortbildungskosten und die steuerliche Behandlung des Kfz. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, suche dir unbedingt eine spezialisierte Steuerkanzlei.

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Das fordert das Finanzamt von dir:

Steuerlichen (Gründungs-) Fragebogen

Beantragung der Betriebsnummer

Beantragung der Steuernummer

Deine Praxis als erfolgreiches Unternehmen

Coach und Trainer Nicolas Abel verriet auf dem Gründer Camp, was du für deine Praxisgründung von dem großen Filmemacher Walt Disney lernen kannst: „Anstatt deine Träume direkt zu zerdenken, lass sie heil und hilf ihnen, groß zu werden“, so Abel. Wenn dir das gelungen ist, kannst du mit liebevoll kritischem Auge schauen, wo sich Details vielleicht nicht ohne Weiteres realisieren lassen. Dann finde andere Lösungen dafür.

 

Wichtig ist, dass du an deinen Traum glaubst. Das Gleiche gilt für dein Team. Nur wenn deine Mitarbeiter:innen deine Vision teilen, kann eure gemeinsame Unternehmung erfolgreich werden. Das bedeutet für dich: Prüfe genau, wen du ins Team holst oder im Team lässt und fördere deine Mitarbeiter:innen durch Wertschätzung. Um typische Stolperfallen zu umgehen, baue deine Personalführung auf den Grundwerten Gleichheit und Klarheit auf. „Sorge für eine nachvollziehbare Struktur und behandle niemanden im Team besser oder schlechter“, empfiehlt Nicolas Abel.

Halte an deinen Träumen fest! Wie das geht, vermittelte Nicolas Abel, Manager Sales Implementation bei Henry Schein.
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Drei Tipps für Unternehmer:innen

1. „Gewinne das Team für deine Vision“

Zuallererst musst du selbst von deinem Traum überzeugt sein. Dann musst du deine Kraft auf deine Mitarbeiter:innen übertragen, damit sie freiwillig und ohne Druck alles für die Praxis geben. Dafür braucht ihr ein gemeinsames „Warum“ sowie Klarheit und Gleichheit als Basis für ein vertrauensvolles Miteinander.

 

2. „Reflektiere dich als Führungspersönlichkeit“

Hinterfrage dich regelmäßig selbst. Was ist dein „Warum?“ Warum hast du dieses Unternehmen gegründet? Kommuniziere die Antworten auf diese Fragen klar an dein Team und überprüfe deinen Führungsstil. Hilfst du anderen dabei, ihr volles Potenzial zu entfalten? Oder beschränkst du sie vielleicht in ihren Möglichkeiten? Gleichheit fängt immer bei dir als Führungskraft an.

 

3. „Gib regelmäßig Feedback“

Gehe immer wieder mit deinen Mitarbeiter:innen ins Gespräch und teile ihnen mit, wenn etwas nicht so gut gelaufen ist – aber vor allem auch, wenn etwas besonders gut gelaufen ist. Achte dabei auf eine wertschätzende Kommunikation und suche nicht nach einem:r Schuldigen für mögliche Pannen.

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