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Ein Wartezimmer nahe dem “Dach der Welt”
Wir motivierten uns gegenseitig und sprangen ein, wenn jemand an seine Grenzen stieß. Trotz der primitiven Verhältnisse, die kaum vergleichbar mit denen in deutschen Zahnarztpraxen sind, stand eine angenehme Behandlung für die Patienten stets im Vordergrund. Beispielsweise unterstützte mich ein Kollege, indem er eine geistig behinderte Patientin, der ich einen Zahn zog, beruhigte und ihre Hand hielt. Nur im Miteinander ist das möglich. Wenn sich einmal eine scheinbar einfache Extraktion als schwieriger entpuppte und man über eine andere Technik beratschlagte oder die Zange oder den Hebel dem anderen übergab, bewährte sich das gute Teamwork. Ohne den universitären Druck zu arbeiten und ganz praktisch zu helfen war eine Erfahrung, die mir viel Freude bereitete.
Zu tun gab es mehr als genug, denn die Befunde zeigten oft ein erschreckendes Bild. Die kariös zerstörten Milchzähne bei sehr jungen Patienten schockierten mich besonders. Die Mundschleimhautbefunde zeigten häufig Fisteln im Vestibulum. Viele Kinder behandelten wir präventiv mit Fluoridierungen und Versiegelungen. Viele Fälle von Fissurenkaries konnten wir noch mit kleinen Füllungen oder erweiterten Versiegelungen behandeln. Mit kleinen, praktischen Zahnputztipps versuchten wir auch, die Mundhygiene unserer Patienten für die Zukunft zu verbessern. Nahe dem „Dach der Welt“ war Improvisationstalent gefragt. Füllungen fertigten wir aus Komposit mit Self-Etch-Bonding oder aus Glasionomerzement. Mithilfe zweier Mikromotoren exkavierten wir oder schliffen die Okklusion ein. Wegen der Wasserspritzen-Kühlung war das Schleifen auf Schmelz und Dentin begrenzt. Bei der Entscheidung, wie behandelt werden sollte, bewährte sich oft das Vier-Augen-Prinzip.
Besonders beeindruckt hat mich die Behandlung eines jungen Mädchens. Zahn 14 der schüchternen Patientin war zerstört, an Zahn 11 fanden wir eine große kariöse Läsion. Ihre angespannte Körperhaltung und das zurückhaltende Lächeln mit geschlossenen Lippen verrieten, dass sie besonders unter dem zerstörten Frontzahn litt. Mit einer Restauration aus Komposit und einer besonders sanften Behandlung erlangte ich ihr Vertrauen. Die Patientin wurde immer entspannter. Ich erklärte ihr, dass ein Zahn gezogen werden müsse. Sie solle es sich überlegen, mit ihren Eltern sprechen und am nächsten Tag wiederkommen. Zu meiner großen Freude sah ich sie wieder. Sie war mit der Frontzahnrestauration zufrieden und bereit für die Extraktion. Diese war herausfordernd. Alles verlief gut, und ich war besonders glücklich über das Kompliment, das sie mir durch ihr Vertrauen machte. Überhaupt faszinierte mich, wie gut ich trotz meines geringen nepalesischen Wortschatzes mit meinen Patienten kommunizieren konnte. Die Übersetzung war wichtig, um sich gegenseitig zu informieren, aber die Kommunikation durch Blicke und Gesten trug entscheidend zur Bildung eines Vertrauensverhältnisses bei. Dies gilt in Nepal, aber sicherlich auch in Deutschland.
Obwohl ich bei meiner Arbeit anfangs einige Kleinigkeiten vermisste, war unser Equipment von hoher Qualität. Was uns fehlte, ersetzten wir mithilfe kreativer Ideen oder Tipps. Die folgende Situation spiegelt für mich besonders gut die Schwierigkeiten bei der Durchführung solcher „Dental Camps“ wider. In Manakamana besuchte uns ein Herr aus dem Gesundheitssektor. Er wollte kontrollieren, ob wir auch das machten, was angekündigt war. Mir persönlich erschien diese „Kontrolle“ als sinnvoll, da wir als „Ausländer“ eine große ethische Verantwortung haben. Allerdings erschreckte es mich zu hören, dass Freiwilligenarbeit in Nepal in der Vergangenheit oft von Korruption geprägt war.
Die Hilfe, die wir mit den „Dental Camps“ bieten konnten, zeigte mir, wie wenig selbstverständlich ein funktionierendes Gesundheitssystem global gesehen für die meisten Menschen ist. Die Erfahrungen, die ich in Nepal sammeln konnte, sind ein großer Schatz, der mich auch in Deutschland bei meiner Arbeit begleiten wird.
„Dhanyabad“ an alle, die dies ermöglichten, den Freiwilligen von „Healing Hands“, „United Smile e. V.“ und vielen mehr!
Maria Czaja
Noch während ihres Studiums haben sich die drei Gründer dazu entschlossen ein eigenes Hilfsprojekt zur Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung in strukturschwachen Regionen Nepals aufzubauen, woraus im Herbst 2017 der Verein „United Smile e.V.“ hervorging.