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Viele Zahnärzt:innen streben die Selbstständigkeit an. Dabei nehmen sie sich heute mehr Zeit als noch vor einigen Jahren. „Der Druck, eine eigene Praxis zu eröffnen, ist weniger hoch als früher. Dies liegt unter anderem daran, dass die Konditionen für angestellte Zahnärzt:innen immer besser werden und eine gute Work- Life-Balance immer mehr in den Mittelpunkt rückt“, so Natasa Dzeba, Gründungsberaterin bei Henry Schein Dental. „Andererseits dürfte der Behandlungsbedarf aber künftig steigen, sodass sich die Rahmenbedingungen auch für Selbstständige verbessern“, ergänzt Michael Hage, Leiter von Henry Schein Financial Services. Wer sich dennoch für die Selbstständigkeit entscheidet, durchläuft in der Regel die folgenden fünf Phasen.
2-3 Jahre vor der Gründung - Die Orientierungsphase
Der größtmögliche Fehler ist laut Hage, sich „aus Druck heraus zur Selbstständigkeit zu entscheiden, obwohl man nicht der Typ dafür ist.“ Deshalb empfiehlt der Finanzexperte, frühzeitig zu beginnen – und im Idealfall eine SWOT-Analyse zu erstellen, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Die SWOT-Analyse
... wird in fast allen Bereichen der Unternehmensführung angewendet. Sie dient dazu, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zu ermitteln – und daraus Handlungsfelder abzuleiten. Das steckt bereits im Namen:
- "Strenghts" (Stärken)
- "Weaknesses" (Schwächen)
- "Opportunities" (Chancen)
- "Threats" (Risiken)
Rechtzeitig Belege sammeln!
Gründer:innen sollten zwischen der Grundsatz- und der Entscheidungsphase beginnen, Belege über vorweggenommene Betriebskosten zu sammeln – etwa Reisekosten bei der Praxissuche oder Seminargebühren. „Nimm einen Schuhkarton und wirf alles hinein“, rät Dzeba. Hage ergänzt: „Kommt der Steuerberater später ins Spiel, und ich habe keine Belege, ist das ein Problem.“
1,5-2 Jahre vor der Gründung - Die Grundsatzphase
In diesem Abschnitt werden laut Dzeba zunächst Rahmenbedingungen für die künftige Praxis festgelegt: „Welche Praxisform ist für mich die richtige? Arbeite ich lieber allein oder im Team? Wo möchte ich wohnen – in der Stadt oder auf dem Land? Und wie weit darf die Praxis von meiner Wohnung entfernt sein?“ Dazu gehört auch, ein Praxiskonzept zu erstellen, das die eigenen Stärken und Schwächen berücksichtigt. Nun solltest du beginnen, Wissen zu sammeln. Gründer:innenseminare liefern dir wichtige Informationen. Unterhalte dich mit niedergelassenen Zahnärzt:innen über ihre Erfahrungen. Dabei kannst du dir auch einen Einblick in unterschiedliche Praxiskonzepte verschaff en und ausloten, welches Konzept für dich das passende ist. Anschließend solltest du dich auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten begeben.
Nun solltest du beginnen, Wissen zu sammeln. Gründer:innenseminare liefern dir wichtige Informationen. Unterhalte dich mit niedergelassenen Zahnärzt:innen über ihre Erfahrungen. Dabei kannst du dir auch einen Einblick in unterschiedliche Praxiskonzepte verschaff en und ausloten, welches Konzept für dich das passende ist. Anschließend solltest du dich auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten begeben.
In dieser Phase beginnt auch der Aufbau des Start-up- Netzwerks. „Du kannst nicht alles allein bewerkstelligen“, erklärt Dzeba. Ein:e kompetente:r Berater:in kann dich dabei unterstützen, die richtigen Ansprechpartner:innen zu finden. Zwei Fehler gilt es laut der Gründungsberaterin zu vermeiden. Zum einen sollten Gründer:innen den zukünftigen Arbeitsweg nicht unterschätzen. „Wenn man seine Praxis auf 25 bis 30 Jahre plant, muss man sich fragen: Will ich jeden Tag bis zu zwei Stunden damit verplempern, zur Arbeit und zurück zu fahren?“ Zum anderen sollten sie sich früh für eine Region entscheiden. „Praxistourist:innen sehen nach einer gewissen Zeit oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“, so Dzeba.
Profi-Tipp: Nimm dir genug Zeit
Expertin Dzeba rät Gründer:innen dazu, im Zeitplan immer auf genug Puff er zu achten – besonders in den beiden letzten Phasen vor der Eröffnung. „Der Handwerker kommt nicht, der Stuhl ist nicht fertig montiert, es kommt zu Transportschäden: Ein Zeitpolster hilft, solche Probleme zu lösen.“
1 Jahr vor der Gründung - Die Entscheidungsphase
Alle Grundsatzentscheidungen sind getroffen, nun geht es darum, Detailfragen zu klären. Dazu gehört, die Finanzierung zu planen und eine Wirtschaftlichkeitsrechnung durchzuführen. Es ist hilfreich, schon jetzt künftige Praxisprozesse zu definieren, um Investitionen in Ausstattungsgegenstände gezielt steuern zu können. Wichtig in dieser Phase ist, gründlich zu prüfen. „Kannst du bei einer Praxisübernahme das gesamte Leistungsspektrum abdecken? Falls nicht, kann das zu Umsatzeinbußen führen“, warnt Dzeba. Auch solltest du die Praxisfinanzen des Vorgängers differenziert bewerten. Häufig finden sich unter den Einnahmen einer Praxis Beträge aus Tätigkeiten wie der Erstellung von Gutachten, die Übernehmende nicht betreffen. Erst wenn sich diese Aspekte mit deinem Praxiskonzept decken, solltest du die Kaufentscheidung treffen. Fehler bei der Auswahl von Partnerunternehmen können schwerwiegende Folgen haben, erklärt Hage. „Gespräche mit anderen Gründenden können aufzeigen, wer seinen Job gut macht.“
Gerade bei Steuerberater:innen ist Erfahrung sehr wichtig. Zudem sollten Gründer:innen eine vertraute Person hinzuziehen, die Erfahrung mit Finanzierungen hat. „Bei Bankgesprächen bist du sonst allein auf verlorenem Posten“, so Hage.
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6-8 Monate vor der Gründung - Die Realisierungsphase
„Nun hast du deine eigene Praxis – du kannst nicht mehr rumdümpeln“, erklärt Dzeba. Gründer:innen haben eine Menge zu tun: Sie müssen Aufträge vergeben, Verträge schließen, die Praxiszulassung beantragen, sich ins Zahnärzteregister eintragen, Material einkaufen und am Praxismarketing arbeiten. Auch die Personalsuche fällt in diese Phase. Hier lassen sich viele zeitraubende Fehler vermeiden.
Die Praxiszulassung: Die zuständigen Ausschüsse tagen nur an wenigen Terminen im Jahr. „Wenn du sie zu spät einreichst, kann sich die geplante Praxiseröff nung um einige Wochen verschieben“, erklärt Dzeba. Gründer:innen sollten sich rechtzeitig über die Termine in ihrem Bundesland informieren!
Der Einkauf: Viele erhoffen sich eine Kostenersparnis, wenn sie im Internet Preise vergleichen. „Die Erstbestellung kann aber über 1.000 Artikel umfassen – da ist man tagelang beschäftigt“, so Hage. Besser ist es, die Bestellung in die Hände erfahrener Händler:innen zu legen. „Industrie und Hersteller machen häufig spezielle Angebote für Existenzgründer:innen. Diese kannst du bündeln, um den maximalen Rabatt zu erzielen“, so Dzeba.
Nicht am falschen Ende sparen! „Wenn dein Schwerpunkt Endodontie ist, solltest du nicht an Endomotor oder Mikroskop sparen – eher an der Praxisdekoration“, so Dzeba. Potenzial gibt es dennoch, so Hage – „schließlich berechnest du für die Behandlung auf einem 15.000-Euro-Stuhl genauso viel wie auf einem 50.000-Euro-Stuhl.“
Anstellungsverhältnis wenn möglich auflösen: Der Zeit und Arbeitsaufwand ist berufsbegleitend schlicht nicht zu stemmen, so Dzeba. Ihr Tipp: Wenn sich Gründer:innen arbeitssuchend melden, können sie bei der Bundesagentur für Arbeit einen Gründungszuschuss beantragen.
Existenzgründungszuschuss
Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt Gründer:innen mit einem Zuschuss von 300 Euro zum Arbeitslosengeld. In Phase eins wird dieser Zuschuss über sechs Monate auf die Höhe des Arbeitslosengelds aufgeschlagen. Anschließend kannst du ihn für weitere neun Monate beantragen.
4-8 Wochen vor der Gründung - Die Endspurtphase
Im finalen Gründungsabschnitt regeln Gründer:innen alle Details, die für die Eröffnung notwendig sind. Dazu gehören letzte Absprachen mit Monteur:innen, die Organisation des Praxisteams sowie der Entwurf eines Abschieds- und Vorstellungsschreibens. Mindestens eine Probewoche ist immer lohnenswert, so Dzeba: „In dieser Zeit können Gründer:innen Behandlungen an Freunden und Familienmitgliedern durchführen und überprüfen, ob alle Abläufe, Systeme und Geräte einwandfrei funktionieren.“ Und wenn alles erledigt ist, darf natürlich eines nicht fehlen: die Planung der Einweihungsparty!
Gründer:innen berichten
Du interessierst dich dafür, wie so eine Gründung „im echten Leben“ abläuft? In den Start-up-Storys erzählen Gründer:innen von ihren Erfahrungen.