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Spezialisierung

Implantologie: Wie werde ich zum Profi?

Spätestens mit dem Abschluss der Zeit als Assistenzzahnarzt startet ein zweites Mal „der Ernst des Lebens“. Die Frage nach dem weiteren Werdegang rückt in den Fokus: Angestelltenverhältnis vs. Selbstständigkeit. Neben der Frage „Start-up: ja oder nein?“ stehen die Möglichkeiten einer fachlichen Spezialisierung ebenso im Mittelpunkt.

Spezialisierung Implantologie

Jeder Zahnmediziner und jede Zahnmedizinerin erwirbt mit der Approbation die Erlaubnis, Zahnheilkunde uneingeschränkt auszuüben. Damit kann jeder Zahnarzt auch Implantate setzen. Da die Berufsbezeichnung „Implantologe“ kein geschützter Begriff ist, kann sich auch jeder approbierte Zahnarzt so nennen. So viel zum Rechtlichen. Leider ist die Implantologie an vielen Universitäten kein integraler Baustein der Ausbildung. Ein fachlich hohes Knowhow sowie eine qualifizierte Fertigkeit kann somit nur postgradual erreicht werden. Dafür stehen vier Möglichkeiten zur Verfügung:

 

  • Zertifizierung zum Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie
  • Curriculare Weiterbildung zum Spezialisten
  • Master of Implantology
  • Fachzahnarzt Oralchirurgie
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4 Wege zum Implantologie-Profi 

Es gibt folglich divergierende Wege, um implantologisch tätig sein zu können. Und wie bei der Frage „Start-up: ja oder nein?“ hängt die Entscheidung auch hier primär von der individuellen Persönlichkeit, der intrinsischen Motivation sowie den Lebensumständen ab.

 

1. Tätigkeitsschwerpunkt

  • Mindestens drei Jahre implantologische Tätigkeit
  • Setzen und/oder Versorgen von 200 Implantaten bzw. 70 Fälle je Kiefer, bei denen alle Indikationsklassen vertreten sein müssen
  • Spezielle Fortbildungsnachweise sind Pflicht

 

2. Curriculum

  • Modular aufeinander aufgebaute Einzelveranstaltungen einer Fortbildungsreihe
  • Dauer: mehrere Wochenenden
  • Anbieter sind die DGOI, DGZI, EDA und die DGI

 

3. Master-Studium

  • Postgraduales Studium in Teilzeit
  • Dauer: zwei bis drei Jahre
  • Abschluss per Prüfung und Master Thesis

 

4. Facharzt-Ausbildung

  • Weiterbildung in Vollzeit
  • Dauer: vier Jahre
  • Die Implantologie ist nur ein Baustein der breitgefächerten Ausbildung
  • Abschluss per Prüfung

Über die Autorin

Andrea Stix, MSc, MBA ist für CAMLOG als Strategische Beraterin tätig. Ihre Fachbereiche sind Strategie, Praxis-Marketing, Kommunikation, Persönlichkeitsdiagnostik, Leadership und Burnout-Prävention.

3 Praxisbeispiele

Wege zum Implantologie-Profi

Beispiel 1: Implantologie-Profi auf Umwegen

In meiner Beratung lernte ich einen Zahnarzt kennen, der seinen Weg vorrangig nach betriebswirtschaftlichen Kriterien beschritt und dabei unglücklich wurde. Erst mehrere Strategiewechsel und Umwege machten ihn später zum Implantologie-Profi. Er hegte bereits während seiner Assistenzzeit eine Leidenschaft für die Chirurgie und bildete sich mit einem entsprechenden Master-Studiengang in den USA fort. Als dann die Entscheidung für eine Selbstständigkeit anstand, wägte er die verschiedenen Möglichkeiten seiner geplanten Unternehmung ab. Da die Prothetik eine lukrative und sichere Einnahmequelle darstellt, wurde der Kauf einer alteingesessenen, generalistischen Praxis mit Labor als sinnvollste Alternative gewählt. Entgegen der persönlichen Präferenz und der entsprechenden Ausbildung wurde die Chirurgie deshalb nicht fokussiert. Die Arbeit erfüllte ihn jedoch nicht, was zur Folge hatte, dass er die Praxis- Strategie anpasste. Erste Gehversuche in der Implantologie folgten: Gemeinsam mit einem Implantologen wurden in 2,5 Jahren 250 Implantate gesetzt. Er stellte alles rund um die Patienten-Akquise, Hygiene, Personal, Räumlichkeiten und Material zur Verfügung. Der Implantologe inserierte die Implantate und ließ ihn von seinem Wissen profitieren. Allmählich wechselten die Positionen von Operateur und Beobachter. Die Implantologie wurde fest in das Behandlungsportfolio integriert. Die Arbeit ging ihm leicht von der Hand und er bemerkte die Freude an seiner neuen Tätigkeit.


Schöner Nebeneffekt: Die monetären Ziele wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen. Aus diesem Grund folgte ein zweiter Strategiewechsel: Die Implantologie wurde zum zentralen Tätigkeitsschwerpunkt der Praxis. Jedoch war die Chance, einen stabilen Überweiserstamm aufzubauen, vertan. Aus Furcht vor Patienten-Abwerbung sendeten die Kollegen keine Fälle. Dies hatte zur Folge, dass Neu-Patienten nun aus eigener Kraft generiert werden mussten. In der logischen Konsequenz mussten dann hohe Marketingbudgets über die gesamte Unternehmenszeit investiert werden, um so für entsprechende Patientenzahlen zu sorgen. Pro und Contra gaben sich hier also die Hand: Autark zu arbeiten bedeutet keine Abhängigkeiten zu haben. Jedoch fordert dies den Tribut von großer Eigeninitiative sowie einem zeitlich und finanziell hohen Investment.

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Beispiel 2: Aus Liebe zur Perfektion

In einer anderen Situation beriet ich zwei hochmotivierte Jungzahnärzte, die das komplette Spektrum der zahnärztlichen Chirurgie anboten und sich dabei insbesondere auf die Implantologie fokussierten. Wissensdurst, ein hoher Anspruch an sich selbst und eine starke Motivation, perfekt zu arbeiten, standen im Vordergrund. Kein Wunder also, dass die Variante „Facharzt für Oralchirurgie“ gewählt wurde. Hochmodern sollte die neu gegründete Praxis sein und eine State-of-the-Art-Zahnmedizin anbieten. Aber damit differenzierte sich die junge Praxis im regionalen Umfeld nicht, denn ein zahnärztlicher Kollege bot exakt das gleiche Praxiskonzept an. Um dem eigenen Wunsch nach Perfektion gerecht zu werden und auf einem kontinuierlich hohen Level zu arbeiten, installierte die Praxis ein eigenes Weiterbildungskonzept rund um das Thema Implantologie mit Inhouse- Fortbildungen und Live-Operationen. Schon bald sollte auch eine Referententätigkeit auf der nationalen und internationalen Bühne folgen. Dies forderte einerseits die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse permanent auf einem topaktuellen Niveau zu halten und förderte anderseits die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Fachrichtungen sowie die Reputation der Ärzte und ihrer Praxis. Mit dieser Idee blieben die Praxisinhaber ihrer eigenen Vision treu und fanden damit ihren ganz individuellen Weg zum Implantologie-Profi.

Beispiel 3: Vorsichtig zum Ziel

Ein drittes Beispiel erzählt die Geschichte eines Paares, das sich während des Studiums kennenlernte. Sie wollte keine eigene Praxis. Für ihn war das ein erklärtes Ziel. Durch Zufall erhielt er die Möglichkeit, einen Zahnarzt krankheitsbedingt zu vertreten. Mit dieser „Selbstständigkeit auf Probe“ konnte er seine Erfahrungen im Bereich Implantologie, die er bereits in der Assistenzzeit gesammelt hatte, weiter ausbauen. Nach zwei Jahren als Vertretungszahnarzt übernahm er die Praxis und sicherte sich den „Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie“. Die Implantologie war damit von Anfang an ein wichtiges Standbein seiner Praxis und zeichnet heute sein Behandlungsportfolio aus. Die Zahnärztin spezialisierte sich zwischenzeitlich auf Kinderzahnheilkunde und eröffnete ihre eigene Praxis, so dass zwei Marken unter einem Dach Platz fanden. Zunächst gingen beide Ärzte davon aus, dass die Kinderzahnarzt-Praxis von der größeren und älteren implantologischen Praxis profitieren würde. Aufgrund einer ausgeklügelten Marketingstrategie der Kinderzahnarztpraxis war dies jedoch nur zu Beginn der Fall.

 

Neben der internen Kommunikation wurde ebenso die externe Kommunikation fokussiert, die Marketingaktivitäten in Radio, TV, Print und Web beinhaltete. Mittlerweile wird sogar ein Großteil der Neu-Patienten für die implantologische Praxis aufgrund der Aufmerksamkeit der Kinderzahnarzt-Praxis generiert. Viele Eltern erfahren über diesen Weg von der implantologischen Praxis und fungieren als wichtige Multiplikatoren. Die beiden Marken unter einem Dach ergänzten sich perfekt und bauen zudem seine Position als Implantologie-Profi weiter aus. Rückblickend verweist er darauf, wie clever es war, eine alteingesessene Praxis zu übernehmen, in der die Patienten bislang eher unterversorgt waren.

Den eigenen Weg finden

Diese Geschichten zeigen auf, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu finden, und wie mannigfaltig die Möglichkeiten sind. Je eher die Vision der eigenen Tätigkeit klar skizziert wird, desto zielgerichteter kann die strategische Positionierung sowie eine Differenzierung im Wettbewerb geplant werden. Und dies spart Zeit, Geld und jede Menge Nerven. Aus diesem Grund setze ich in meinen Beratungen auf renommierte Persönlichkeitsanalysen, die die Lebensmotive betrachten und damit auf der tiefsten Ebene unserer Persönlichkeit untersuchen, was uns antreibt, glücklich macht, motiviert und auch hindert. Eine präzise Diagnose der Persönlichkeit hilft Klarheit darüber zu erlangen, wie der optimale Weg gestaltet werden kann. Damit wird z. B. deutlich, ob Einzel- oder Gemeinschaftspraxis, die Tätigkeit als angestellter Zahnarzt oder die Arbeit in der Wissenschaft bzw. in der Industrie das Mittel der Wahl sein sollte.

Implantologie – Sicherheit durch Routine!

Fakt ist: Nur wer Implantat-Behandlungen in den täglichen Arbeitsalltag integriert, kann ein echter Implantologie-Profi werden, denn das fachliche Know-how und die Routine sind entscheidend. Immer wieder höre ich von erfahrenen Implantologen, dass man mit der Zeit das Gewebe und den Knochen „versteht“, intuitiv weiß, was zu tun ist, und Machbarkeiten besser einschätzen kann. Diese Geübtheit kann nur durch Kontinuität entstehen. Um eine bestimmte Frequenz an Implantat-Behandlungen zu erreichen, müssen also – abhängig vom jeweiligen Behandlungskonzept – Voraussetzungen in technischer, fachlicher, diagnostischer und räumlicher Hinsicht sowie in Sachen Marketing geschaffen werden.
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Wie entwickelt sich Routine?

Gängige und sinnvolle Methoden, um in die Implantologie einzusteigen, sind:  

Hospitationen oder Mentorship 
Hier kann man Profis über die Schulter schauen. Dabei lernt man nicht nur Basics, sondern auch praktische Tricks und Kniffe. Die besten Informationen erhält man über den Außendienst von Implantat-Firmen, wie z. B. Camlog Vertrieb weltweit – CAMLOG Vertriebs GmbH 

Implantologie-Einsteigerkurse 
In 1- oder 2-Tages-Seminaren werden chirurgische Basisfertigkeiten für einen einfachen Einstieg in die Implantologie vermittelt. Unter https://www.camlog.de/de/veranstaltungen/ wird beispielsweise ein großes Portfolio angeboten. 

Gut ausgewähltes Anstellungsverhältnis 
Bereits in der Assistenzzeit sollte darauf geachtet werden, welche Leistungen der künftige Arbeitgeber mit entsprechender Expertise anbietet. Es sollten sowohl die Art der eigenen Tätigkeiten als auch der Umfang der Leistungen verhandelt und schriftlich fixiert werden. Das bietet Klarheit und Sicherheit auf beiden Seiten. Auf Stellensuche? Dann lohnt sich ein Blick in unsere Stellenbörse.

Fällt bei der späteren Gründung die Wahl der Unternehmensform auf eine Neugründung, muss sofort eine wegweisende Entscheidung getroffen werden: Überweiserpraxis vs. Generierung eigener Patienten.

Wird eine Praxis übernommen, sollte das Behandlungskonzept genau geprüft und hinterfragt werden, welche Schwerpunkte – wie z. B. die Implantologie – in das Portfolio aufgenommen werden sollen.

Eine Änderung zu einem späteren Zeitpunkt ist – wie im Praxisbeispiel 1 – nur sehr schwer möglich. Ist eine Überweiserpraxis das Mittel der Wahl, ist zunächst eine gute Selektion notwendig, um zielgerichtet potentielle Überweiser ansprechen zu können: Wer sind die Big Player im Umfeld? Wer hat die passende Patientenklientel? Wer hat genug Potential, um gute Fälle zu schicken? Wer sind die wichtigen Multiplikatoren? Mit wem könnte man menschlich gut harmonieren? Wer kann die Fälle prothetisch gut versorgen? Wer könnte gerne abgeben, anstatt selbst zu versorgen? In der Ansprache der Kollegen ist insbesondere darauf zu achten, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt. Es ist wichtig zu hinterfragen, was mögliche Überweiser brauchen und womit man sie begeistern kann, damit für sie eine Kooperation erstrebenswert erscheint und der Wunsch nach einer Zusammenarbeit entsteht. Falls ein autarkes Arbeiten gewünscht ist, wird es wichtig werden, das Praxisprofil klar nach außen zu tragen, um ganz gezielt die entsprechende Patientenklientel gewinnen zu können. Es sollte für eine kontinuierliche Awareness im regionalen Umfeld gesorgt werden. Die Medienauswahl kann erst auf Basis des Praxiskonzepts erstellt werden. Hierbei ist es essentiell, sich von Anfang an professionell beraten zu lassen. Immer wieder erlebe ich, wie aus Kostengründen darauf verzichtet wird und damit der Start unnötig erschwert wird. Mit einer guten Beratung können die Kosten rasch anhand der gewünschten Patientenfälle amortisiert werden.

Impulse für die Zukunft

Wer Denkanstöße für seinen beruflichen Weg sucht, kann im bei den CAMLOG Start-up-Days fündig werden: Workshops, Seminare und Vorträge von und mit namhaften Referenten versprechen einen spannenden und informativen Input rund um den Berufseinstieg. Zudem plaudern Profis aus dem Nähkästchen und verraten Wissenswertes über ihren Weg in die Implantologie.

Es gibt viel zu tun!

In Deutschland werden jährlich ca. 13 Millionen Zähne extrahiert, jedoch nur 1,3 Millionen implantiert. Hierunter fallen auch Weisheitszähne und freilich wird nicht jeder Zahn ersetzt. Dennoch sprechen diese Zahlen für sich: Es gibt jetzt sowie in Zukunft im Fachbereich Implantologie genug zu tun. Zu den ca. 9.500 Implantologen zählen Oralchirurgen, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen und implantologisch tätige Zahnärzte. Einsteigen lohnt sich also!