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Famulaturbericht

Hilfseinsatz: Der etwas andere Urlaub

Die Zahnmedizinerinnen Dr. Oxana Hilfer, Dr. Katja Pfeiffer, Leonie Fibbe, Marie-Luise Steinborn und Miriam Markfort brachen Ende Oktober 2016 zusammen in ein großes Abenteuer auf. Gefunden hatten sie sich über das Projekt „Planet Action – Helfende Hände e. V.“. Mit dem Wunsch, Menschen zu helfen, die nicht das Privileg einer zahnmedizinischen Vorsorge haben, reisten sie nach Madagaskar und erzählen uns nun von ihren Erfahrungen:

Zahnmedizinerinnen leisten Freiwilligenarbeit auf Madagaskar

Mit jeder Menge Sach- und Geldspenden im Gepäck und nach einem langen Flug führte es uns nach Faratsiho. Dieser Ort gehört nicht zu den typischen Touristenstädten, sodass wir sofort auffielen wie bunte Hunde. Beeindruckt hat uns die Herzlichkeit, mit der wir empfangen wurden. Selbst die städtische Zahnärztin, bei der wir zunächst befürchteten, sie nehme uns die kostenlose Zahnbehandlung als „Konkurrenz“ übel, war sehr dankbar für unser Kommen. Über die örtliche Radiostation verbreiteten wir die Nachricht, dass wir in den nächsten vier Tagen unentgeltlich zahnmedizinische Behandlungen anbieten. Am nächsten Morgen warteten um 7 Uhr gleich die ersten 20 Patienten vor der Halle. Da es kein Licht und fließend Wasser gab, war Kreativität gefragt. Beispielsweise sterilisierten wir unsere Instrumente in einem Schnellkochtopf auf offener Flamme. Die zahnmedizinische Versorgung erschreckte uns teilweise, denn bei den meisten Patienten waren fast alle Zähne behandlungsbedürftig. Wir entwickelten ein System, mit dem wir den Behandlungsprozess beschleunigen konnten, und an manchen Tagen half uns sogar die städtische Zahnärztin. Innerhalb der vier Tage konnten wir somit etwa 100 Patienten behandeln.

Bevor wir in die nächste Stadt aufbrachen, besuchten wir noch eine öffentliche Schule, in der wir Zahnbürsten und Zahnpasta verteilten und die Schüler über gesunde Zahnhygiene aufklärten. Anschließend setzten wir unsere Rundreise in Madagaskar fort. Unsere nächste Station war die Schule „La Maison d’Aïna“, an der wir den Jugendlichen hauptsächlich zahnerhaltende und prophylaktische Behandlungsmaßnahmen vermittelten. Nachdem wir damit fertig waren, konnten wir sogar noch ein paar Eltern und Angestellte behandeln. Zum Dank schenkte uns eine Frau zwei lebende Meerschweinchen. Wir waren zunächst ziemlich geschockt, aber gleichzeitig gerührt von ihrer dankbaren Geste. Unsere Dolmetscherin nahm die Tierchen freundlicherweise bei sich auf.

Nach einer Woche Aufenthalt besuchten wir Soltec, die Ausbildungsstätte für benachteiligte Jugendliche in Ivato. Dort können Jugendliche aus armen Verhältnissen eine unentgeltliche Ausbildung in bestimmten Fachbereichen abschließen. Obwohl es eine kleine Arztpraxis gab, war der Behandlungsbedarf der Jugendlichen groß. Nachdem wir mit der Arbeit fertig waren, freute uns zu hören, dass Soltec die Organisation und Kosten von Weiterbehandlungen übernimmt. Nach drei Wochen Arbeitszeitseinsatz breisten wir noch die wunderschöne Insel und wurden von der Vielfalt an Flora und Fauna regelrecht verzaubert. Aber am meisten begeisterten uns die Menschen, die trotz teils erschreckender Armut so fröhlicher und offener Natur waren. Wir hoffen, dass wir diese Erfahrungen sobald wie möglich wieder machen können, und sind sehr dankbar, dass uns diese unglaubliche Reise ermöglicht wurde.

Die Zahnmedizinerinnen wurden bei ihrem Projekt von Henry Schein Cares in Form von Spenden unterstützt. Mehr Infos dazu auch hier: Henry Schein Cares

 

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Reisebericht: Madagaskar

Christina Schnatmeyer berichtet von ihrer ehrenamtlichen Arbeit auf der viertgrößten Insel der Welt. Im Sommer 2018 fasste ich den Entschluss, an einem zahnärztlichen Einsatz in Madagaskar teilzunehmen. Schon ein Jahr vor der Reise stellte Planet Action – Helfende Hände e. V. unser Team zusammen, um uns dann via Skype-Gespräch miteinander bekannt zu machen. Ein strukturierter Leitfaden und die direkte Betreuung durch eine Mentorin erleichterten die Projektplanung und -durchführung erheblich.

Nun galt es die vielen Punkte unserer Vorbereitungsliste abzuhaken: Geld- und Sachspenden organisieren, entsprechende Impfungen auffrischen, eine Reiseapotheke zusammenstellen und Flüge buchen. Außerdem standen wir vor der Herausforderung, alle persönlichen Dinge auf ein Minimum zu reduzieren und in einem Koffer zu verstauen. Die Spannung bis zum Abflugtermin stieg mit jedem Skype-Treffen, bis der Tag der Tage anbrach.

Insgesamt waren die vier Wochen auf Madagaskar eine Zeit, an die wir noch lange zurückdenken werden. Die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Madagassen hat uns nachhaltig beeindruckt. Aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Erfahrung im Team konnten wir sehr viel voneinander lernen und hatten trotz dentaler Herausforderungen viel Spaß miteinander!

Der erste Teil des Teams flog am 1. Februar 2019 von Frankfurt nach Antananarivo (kurz: Tana), der Hauptstadt Madagaskars. Hier sollten wir die erste Woche unseres vierwöchigen Abenteuers verbringen. Geschafft vom langen Flug stiegen wir in einen Minibus, der uns noch während der ganzen Zeit auf Madagaskar von einer Arbeitsstation zur nächsten fah-ren sollte. Unser erstes Ziel war das Materiallager von Planet Action beim deutsch-madagassischen Verein Soltec, wo wir unseren Minibus kistenweise mit Materialien und einer mobilen zahnärztlichen Einheit beluden.

Die ersten Behandlungstage vergingen wie im Flug. Anfangs bestand die Herausforderung in der nicht ergonomischen Körperhaltung bei den Kinderbehandlungen, was uns zu schaffen machte. Einige Schüler waren bereits mit Zahnärzten vertraut, sodass wir manchmal an die örtlichen Kollegen überweisen konnten. Wir mussten viele Zähne extrahieren, konnten aber auch einige durch Füllungen erhalten. Zusätzlich sprachen wir mit den Schülern über Zahnprophylaxe und zahngesunde Ernährung. In diesem Zuge übten wir mit den Kindern das Zähneputzen. Eine große Hilfe waren die beiden Lehrerinnen. Sie übersetzten für uns ins Madagassische, sprachen den Kindern während der Behandlung Mut zu und nahmen anfängliche Ängste.

Nach einer Woche in der chaotischen Hauptstadt packten wir zusammen und fuhren nach Andasibe zu einer von Nonnen geführten Schule. Hier bot sich uns ein ganz anderes Madagaskar: Ein saftig grüner Nationalpark lag direkt neben dem kleinen Dorf, in dem wir arbeiteten – wir fühlten uns von Anfang an pudelwohl!

Die Nonnen hießen uns herzlich willkommen und versorgten uns liebevoll. Hier richteten wir unsere „Praxis“ in der Krankenstation der Schule ein und bekamen prompt zwei Helfer an die Seite gestellt, die für uns übersetzten und auch sonst kräftig mit anpackten. Nach getaner Arbeit spazierten wir durch das freundliche Dorf und den Markt und machten Touren durch den Nationalpark, wo wir Bekanntschaft mit vielen Lemuren und Chamäleons schlossen.

 

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Schon gewusst?

Viele Hauptwörter lassen sich im Madagassischen (Malagasy) einfach aneinanderreihen. Die Träne „ranomaso“ besteht zum Beispiel aus dem Wort für Wasser „rano“ und dem für Auge „maso“.

Eigentlich logisch! Fenster wird zur kleinen Tür „varavarankely“, eine Henne wird zum weiblichen Huhn „akoho vavy“, ein Hahn zum männlichen Huhn „akoho lahy“ und ein Küken zum „kleinen Huhn“ „akoho kely“.

Nach einer Woche verabschiedeten wir uns von Verena und Martina aus unserem Team mit „Veloma!“, dem madagassischen „Auf Wiedersehen“. Sie flogen zurück nach Deutschland.

Gleichzeitig begrüßten wir am Flughafen vier neue Gruppenmitglieder, die uns von jetzt an unterstützen sollten. Gemeinsam fuhren wir zwei Tage lang auf holprigen Straßen gen Süden zu unserer letzten Station, in der wir zwei Wochen arbeiten sollten. Hier bauten wir unsere Behandlungstische in der alten Schulküche auf und bewohnten die darüberliegende Gästewohnung, wo gerne auch mal länger das Wasser für Dusche und Toilette ausfiel. In Ambalavao hatten wir leider keinen Übersetzer an unserer Seite, was die Verständigung mit unseren kleinen Patienten oftmals erschwerte. Letztendlich war die Verständigung mit Händen, Füßen und den wenigen Worten Malagasy, die wir gelernt hatten, trotzdem möglich. Auch hier mussten wir viele Zähne extrahieren, da schon Kleinkinder viele Süßigkeiten bekamen und kaum Zähne putzten.

Insgesamt waren die vier Wochen auf Madagaskar eine Zeit, an die wir noch lange zurückdenken werden. Die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Madagassen hat uns nachhaltig beeindruckt. Aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Erfahrung im Team konnten wir sehr viel voneinander lernen und hatten trotz dentaler Herausforderungen viel Spaß miteinander!

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Planet Action – Helfende Hände e. V. bringt zahnärztliche Hilfe in ländliche Gebiete, in denen es keine Möglichkeit der zahnärztlichen Behandlungen gibt.

Interesse an einem zahnärztlichen Einsatz in Madagaskar?

 

Zu Planet Action – Helfende Hände e. V.

Christina Schnatmeyer wurde bei ihrer Auslandsfamulatur von Henry Schein Cares in Form einer Sachspende unterstützt. Mehr Infos findet ihr hier: Henry Schein Cares