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Nach seinem Studium in Berlin zog Dr. Wießner erste Kreise im „Haifischbecken der Zahnmedizin“, wie er seinen Berufseinstieg augenzwinkernd beschreibt. Seine Assistenzzeit absolvierte er in Erlangen und Nürnberg, seiner alten Heimat. Dort trat er auch seine erste Stelle als angestellter Zahnarzt an. Während dieser Zeit fragte er sich häufig, was er in seinem Leben erreichen möchte – und kam schnell zu dem Schluss, dass er als Selbstständiger Dinge anders machen möchte, als es ihm als angestellter Zahnarzt möglich war.
Deshalb entschied er sich Anfang 2019 dazu zu gründen – und dass, obwohl ihn sein Studium zwar fachlich gut vorbereitet hat, betriebswirtschaftliche Aspekte aber fehlten. Auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, ob die Entscheidung richtig war, wagte er den „Sprung ins kalte Wasser“. Der erste Schritt war die Objektsuche – aber auch die Suche nach Inspiration, die er unter anderem auf den Internetseiten anderer Praxen fand. Bei der Besichtigung einer alteingesessenen Praxis erkannte er sofort das Potenzial der Räumlichkeiten: „Ich bin reingekommen und habe gedacht: ‚Ja, daraus kannst du etwas machen‘“, erinnert er sich.
„Du startest bei null und musst Dinge entscheiden, die weitreichende Konsequenzen haben“
Dr. Nikolas Wießner
Praxisgründer
Der Wert von Freundschaft
Es folgten Gespräche mit der Bank und dem zukünftigen Vermieter. Dabei unterstützte den jungen Zahnarzt ein Berater, der auf die besonderen Bedürfnisse von Zahnärzt:innen spezialisiert ist. Entsprechend flüssig liefen die Gespräche ab. Mit seinem Vermieter verstand er sich auf Anhieb, und die Zustimmung zu dem Mietvertrag folgte prompt. Seit dieser Zeit hat sich zwischen den beiden ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. „Das ist viel wert“, kommentiert der Zahnarzt.
Eine der größten Herausforderungen während der Gründungsphase war die Konzeptualisierung der Praxis. An manchen Tagen telefonierte Dr. Wießner mehrere Stunden täglich mit dem Architekten. „Du startest bei null und musst Dinge entscheiden, die weitreichende Konsequenzen haben“, resümiert der Zahnmediziner. Auch daran, seine Wünsche und Vorstellungen innerhalb des engen finanziellen Rahmens umzusetzen, habe er sich erst gewöhnen müssen. Während dieser Zeit absolvierte er darüber hinaus seine Masterprüfung im Bereich Endodontie – ein weiterer Belastungsfaktor.
Stärkendes Umfeld
Unterstützung in der Gründungsphase erfuhr er nicht nur von seinen fachlichen Ansprechpartner:innen, sondern auch von Familie und Freunden. „Meine Eltern haben mir mit Rat und Erfahrung zur Seite gestanden“, sagt Dr. Wießner. Der fachliche Austausch habe ihm sehr geholfen – auch oder gerade weil seine Eltern nicht aus seinem Berufszweig kommen. Auch emotional konnte sich der junge Gründer auf die Unterstützung aus seinem näheren Umfeld verlassen. Heute weiß er: Kompetente Ansprechpartner:innen zu haben ist bei einer Gründung enorm wichtig.
Was er schon damals gerne gewusst hätte: dass seine Unsicherheit hinsichtlich der Gründung grundlos war. „Das hätte mich beruhigt“, sagt Dr. Wießner lachend. Im August 2019 hat er seine Praxis in Nürnberg-Mögeldorf eröffnet. Seitdem freut er sich jeden Morgen darauf, wieder seiner Leidenschaft nachzugehen. „Ich liebe meinen Beruf und bin begeistert von meinen Mitarbeiter:innen und Patient:innen“, sagt er. Die Abwechslung, der Kontakt mit vielen Menschen und die Freundschaften, die sich daraus entwickeln, möchte der junge Zahnmediziner nicht missen.
„Wenn wir präventiv Krankheiten vermeiden können, sollten wir das als Zahnärzt:innen auch tun.“
Dr. Nikolas Wießner
Praxisgründer
.. während des Umbaus: Ein Blick hinter die Kulissen
Fachgebiete mit Tiefgang
Auch fachlich begeistert ihn seine Arbeit. Zu den Behandlungsschwerpunkten seiner Praxis gehören Endodontie und Schlafzahnmedizin. An Ersterer fasziniert ihn die grazile und anspruchsvolle Arbeit. „Obwohl der Wurzelkanal eines Zahnes so klein ist, existieren unzählige Variationen“, sagt Dr. Wießner, „jeder Zahn ist anders, jede Behandlung wird zu einer neuen Herausforderung.“ Der technologische Fortschritt auf diesem Gebiet sei bemerkenswert: „Heute ist kaum ein Zahn nicht mehr zu retten, und es macht unglaublich zufrieden, Herausforderungen bewältigen zu können, die noch vor einigen Jahren unlösbar gewesen wären.“
An der Schlafzahnmedizin gefallen Dr. Wießner besonders die Wechselwirkungen mit der Allgemeinmedizin. „Durch die Therapie der Schlafapnoe kann man letztendlich viele Grunderkrankungen vermeiden und zum Beispiel das Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko senken“, erklärt er. Der Patient:innenkreis ist groß, längst nicht nur Risikogruppen wie Diabetiker:innen oder Menschen mit starkem Übergewicht sind betroffen. Die Patient:innen litten häufig an Antriebslosigkeit, und eine Schiene zur Behandlung der Schlafapnoe erziele gute Ergebnisse. „Wenn wir präventiv Krankheiten vermeiden können, sollten wir das als Zahnärzt:innen auch tun“, sagt er.
In neuem Glanz! So sieht die Praxis von Dr. Nikolas Wießner nach dem erfolgreichen Umbau aus.
Extraktionen in der Mongolei
Eine Gelegenheit, seiner humanitären Gesinnung nachzukommen, bot sich Dr. Wießner auch während seiner Assistenzzeit. Damals fragte ihn eine Kollegin, ob er Lust hätte, sie in die Mongolei zu begleiten – für den gemeinnützigen Verein „Zahnärzte ohne Grenzen“. Er stimmte zu, und bereits am nächsten Tag klärten die beiden die Formalien mit ihrem damaligen Chef, beantragten Urlaub und buchten Flüge. „Das ist ehrenamtlich, man muss alles selbst finanzieren – Flüge, Instrumente und Anästhetika haben wir teilweise mit Spendengeldern und teilweise aus eigener Tasche bezahlt.“
Ziel der Mission war es, die zahnärztliche Grundversorgung der Menschen in der Mongolei sicherzustellen. „Man fährt mit dem Bus in ein kleines Dorf, wo eine notdürftige Praxis aufgebaut ist“, erinnert sich Dr. Wießner. Aufgrund der rudimentären Ausstattung und des hohen Patient:innenaufkommens waren Extraktionen die häufigste Behandlung gewesen. „Teilweise sind die Nomaden 70 Kilometer mit dem Pferd angeritten, um sich behandeln zu lassen“, so der Zahnarzt. Beeindruckt hat ihn dabei neben der hohen Schmerztoleranz der Menschen auch die große Gastfreundschaft, die ihm entgegengebracht wurde. Noch heute unterstützt Dr. Wießner „Zahnärzte ohne Grenzen“ als Sponsor – mit finanziellen Mitteln, aber auch mit Sachspenden.
Auf dem Pferd zur Zahnbehandlung
Dr. Wießner teilt seine Erfahrungen: Für „Zahnärzte ohne Grenzen“ behandelte er Menschen in der Mongolei:
Authentizität ist Trumpf
Dr. Wießner hat einen klaren unternehmerischen Grundsatz: „Behandle alle Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Respekt und Fairness sind für ihn unerlässlich, um eine zahnmedizinische Praxis erfolgreich zu führen – und authentisch zu bleiben. „Man darf sich nicht verbiegen“, sagt der sympathische Gründer, „man soll sein, wie man ist – dann kommen auch die richtigen Patient:innen und Mitarbeiter:innen.“ Letztere findet er vermehrt über die sozialen Medien. Ein kompetentes Praxisteam aufzubauen und zu leiten war für ihn eine der großen Herausforderungen seiner Gründung.
Seinen Auftritt im Internet pflegt ein guter Freund aus der Marketingbranche. Dennoch mahnt Dr. Wießner hier zu Eigeninitiative: „Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann ist es, dass es immer gut ist zu wissen, wie Dinge funktionieren.“ Viele Zahnärzt:innen sind ihm zufolge gerade auf diesem Gebiet nicht firm, sei es aufgrund von fehlender Zeit oder aus mangelndem Interesse. So könne es passieren, dass sie mehr Geld für Marketingfirmen ausgeben, als sie müssten. Zumindest einen Überblick sollte man sich daher als Zahnmediziner:in verschaffen. Den Social-Media-Auftritt seiner Praxis nutzt Dr. Wießner, um Einblicke in den Praxisalltag zu geben – und um über zahnmedizinische Themen zu informieren.
Auf die Frage, wo er seine Praxis in fünf Jahren sieht, zeigt sich Dr. Wießner bescheiden: „Ich will die gleiche Qualität wie heute bieten und mit dem gleichen hohen Selbstanspruch wie heute meiner Arbeit nachgehen“, sagt er. Wichtig sei ihm dabei, medizinische Faktoren nicht aus den Augen zu verlieren, wenn die Praxis wächst. Alles andere lasse er auf sich zukommen: „Die Zeit wird es zeigen“, schließt der Zahnmediziner.
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