Nach der ersten Kontaktaufnahme folgten einige organisatorische Dinge. Sie legte das Datum fest, übersendete ihren Lebenslauf sowie ein Motivations- und Empfehlungsschreiben der Uni, sicherte sich den Fahrtkostenzuschuss vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD und sammelte Spenden. Etwa vier Monate vor dem Start buchte sie den Flug und dem rund vierwöchigen Abenteuer stand nichts mehr im Wege.
Minje berichtet …
Am nächsten Tag brachten wir unsere Spenden ins Krankenhaus. Es war sehr rührend, wie dankbar alle waren. In den folgenden Tagen assistierten wir den verschiedenen Zahnärzten. Da es keine zahnmedizinische Fakultät auf den Seychellen gibt, haben alle einheimischen Zahnärzte mit Hilfe von staatlich geförderten Stipendien im Ausland studiert. Den fachlichen Standard würde ich als hoch bezeichnen. Englisch ist neben Kreol die offizielle Amtssprache. Nahezu alle Seychellois und ausländischen Zahnärzte sprechen perfekt Englisch.
Kreol für Anfänger
Guten Tag = Bonzour
Danke = Mersi
Bitte = Silvouple
Wie geht’s? = Comman sava?
Mir geht’s gut, danke = Mon byen, mersi.
Tut es weh? = Fermal
Öffnen = Ouver
Zubeißen = Morde
Setzen Sie sich = Asize
Injektion = Pikir
Nach ein paar Tagen wechselten wir ins English River Hospital im Zentrum von Victoria. Dort durften wir Zähne ziehen und Füllungen legen. Danach kehrten wir ins Yellowroof Building zurück. Ich beschloss, der Kieferorthopädin Dr. Indu über die Schulter zu schauen, und verbrachte den Rest der Famulatur hauptsächlich bei ihr. Sie erklärte mir viel und ich konnte auch selbst behandeln.
Während unserer Zeit besuchten wir auch die Station des „Vereins zur Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt e. V.“ in Baie Lazare, einer privaten Entwicklungshilfeorganisation, die 1981 von deutschen Zahnärzten gegründet wurde. Hier arbeiten für je drei Monate entsendete Zahnärzte, die Menschen vor Ort kostenlos behandeln. Wir begleiteten einen Kieferorthopäden, der zu Schulen fährt und die Kinder bezüglich ihres kieferorthopädischen Behandlungsbedarfs „screent“. Neben einigen Schulen gibt es auch einen kleinen Caravan mit einer voll ausgestatteten Behandlungseinheit. Es finden regelmäßig „Fluoridierungsprogramme“ statt und die „Dental Therapists“ behandeln die Kinder. Sie übernehmen auch Füllungen und Extraktionen. Diese Berufsgruppe gibt es in Deutschland nicht. Des Weiteren gibt es viele „Dental Hygienists“, ähnlich unseren Prophylaxeassistenten bzw. Dentalhygienikern und zahnmedizinischen Assistenten.
Das Behandlungsspektrum für Zahnärzte umfasst hauptsächlich Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen, Extraktionen und einfache Klammer- oder Vollprothesen. Kronen- und Brückenprothetik sind auch möglich. Die Kosten müssen die Patienten selbst tragen. Da für die Seychellois die medizinische Versorgung ansonsten komplett kostenfrei ist, spielt diese Art der Versorgung im öffentlichen Gesundheitswesen eine kleinere Rolle.
Auch abseits des Hilfseinsatzes gab es viel zu entdecken. Landschaftlich sind die Seychellen ein Traum! Weißer Sandstrand, Palmen, Granitfelsen, satte grüne Landschaften und türkises Wasser sind hier überall zu finden. Ausflüge nach Curieuse, Praslin, La Digue und zum Saint Anne Marine National Park kann ich sehr empfehlen. Alle sind freundlich und hilfsbereit. Es geht etwas gemütlicher und entspannter zu als in Deutschland.
Resümee
Ich kann jedem nur ans Herz legen, diese einmalige Erfahrung zu machen. Es ist spannend, Zahnmedizin außerhalb Deutschlands kennen zu lernen und ein Teil davon zu sein.
Der Verein ZAD (Zahnmedizinischer Austauschdienst e.V.) macht es sich zur Aufgabe, den globalen Austausch von Studierenden der Zahnmedizin zu fördern.
Minje wurde bei ihrer Auslandsfamulatur von Henry Schein Cares in Form einer Sachspende unterstützt. Mehr Infos findet ihr hier: Henry Schein Cares