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,,Empathie spielt eine große Rolle''

Zahnarzt Dr. Ingmar Rusch ist mit der Kinderzahnheilkunde bestens vertraut. Im Interview erläutert er, was ihn an dem Fachgebiet begeistert, wer dafür geeignet ist und worauf Gründer:innen achten sollten.

Herr Dr. Rusch, warum haben Sie sich für das Fachgebiet der Kinderzahnheilkunde entschieden?

Kinder sind die dankbarsten Patient:innen, die man sich vorstellen kann. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Kind nach der Behandlung merkt, dass es gar nicht so schlimm war und dann mit einem Lächeln rausgeht. Gewissermaßen sind Kinder aber auch die ärmsten Patient:innen. Sie können meist nichts für ihre Beschwerden. Deswegen muss ihnen geholfen werden. Wenn zum Beispiel die Eltern eines fünfjährigen Kindes sagen, ihr Sohn habe so viele Löcher in den Zähnen, weil er nicht gut genug putze, führe ich ein Vieraugengespräch mit ihnen. Denn in diesem Fall sind die Eltern verantwortlich – das Kind kann die Situation noch gar nicht beurteilen.

Wo setzen Sie an, um die Zahngesundheit von Kindern zu fördern?

Mir ist es wichtig, an der Basis anzufangen. Als Kindergartenzahnarzt besuche ich fünf Einrichtungen, um den Kleinen das richtige Zähneputzen und gesunde Ernährung näherzubringen. Zudem berate ich Erzieher:innen und Eltern. Letztlich freue ich mich über jedes Kind, bei dem keine Zahnerkrankungen behandelt werden müssen. In der Praxis haben wir mit der Individualprophylaxe für Kinder und Jugendliche ein sehr gutes Mittel an der Hand, um Zähne gesund zu halten und Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen. Da ist auch ein bisschen Eigennutz dabei. Wenn du das Kind als Patient gewinnst, kommen oft auch die Eltern und die Großeltern.

Es gibt Menschen, die können mit Kindern, und es gibt Menschen, die können nicht mit Kindern

Dr. Ingmar Rusch

Wie haben Sie sich das Wissen über den Umgang mit Kindern angeeignet?

Das hat viel mit eigenen Erfahrungswerten zu tun. Ich habe früher Kinder im Handball und im Tennis trainiert und so viel darüber gelernt, wie man zielführend mit Kindern kommuniziert und sie spielerisch motiviert. Ergänzend dazu haben mein Praxisteam und ich an Fortbildungen des Arbeitskreises Jugendzahnpflege teilgenommen. Die Arbeitskreise, die es an verschiedenen Standorten in Hessen gibt, fördern die Mundgesundheit von Kindern. Dazu gehört der Besuch von Kindergärten durch Zahnärzt:innen. Auch bei meinem Engagement in diesem Bereich habe ich viel über den Umgang mit Kindern gelernt. 

Ist das Fachgebiet der Kinderzahnheilkunde aus Ihrer Sicht für jede:n geeignet?

Definitiv nicht. Es gibt Menschen, die können mit Kindern, und es gibt Menschen, die können nicht mit Kindern. Empathie spielt da eine große Rolle. Kinder merken schnell, ob sie jemand sympathisch findet oder nicht. Wenn ich neutral und zurückhaltend auf ein Kind zugehe, wird es mir das so zurückgeben und vielleicht keine Behandlung zulassen. Anders sieht es aus, wenn ich den Praxisbesuch für das Kind locker gestalte. Bei mir bekommen die Kinder anstehende Behandlungsschritte spielerisch gezeigt. Wir reden zum Beispiel nicht über das Bohren, sondern über Zahndusche und Rudi Rumpel.

Worauf sollten Gründer:innen aus Ihrer Sicht unbedingt achten, wenn sie Kinderzahnheilkunde anbieten wollen?

Zunächst sollten Gründer:innen prüfen, wie viele Kinderzahnärztinnen und Kinderzahnärzte im Einzugsgebiet der späteren Praxis niedergelassen sind. In manchen Regionen gibt es viele Kinderzahnärzt:innen, in anderen gar keine. Nach dieser Standortanalyse empfehle ich, Kontakt mit Praxisinhaber:innen aufzunehmen und sie vor Ort zu besuchen. So kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, wie eine Kinderzahnarztpraxis überhaupt ausschaut. Das hilft dabei, Ideen für das eigene Behandlungskonzept zu sammeln. Ganz wichtig ist es meiner Erfahrung nach, direkt Strukturen für eine möglichst umfassende Vor-Ort-Behandlung zu schaffen. Kinder bauen zu den Behandler:innen eine noch engere Verbindung auf als Erwachsene. Sie möglichst wenig wegschicken zu müssen, stärkt daher das Vertrauen.

Dr. Ingmar Rusch führt eine Einzelpraxis im nordhessischen Felsberg. Die Kinderzahnheilkunde ist ein wichtiger Schwerpunkt seines Behandlungskonzepts. Dr. Rusch hat die Praxis 2018 von seinem Vater übernommen und seither weiter ausgebaut. Was er bei der Gründung erlebt und gelernt hat, schildert er auf dem Gründer Camp im Oktober sowie in seiner Start-up-Story.

Der Weg zur Praxis