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Famularturbericht

Auslandseinsatz in Brasilien

Ihre Famulatur verbrachten Anne Imhof und Salvatore Amato in Brasilien. Dort tauchten sie ein in eine andere Kultur und lernten als frisch fertig studierte Zahnmediziner: innen einiges dazu.

Kindern in einer bedürftigen Region zahnmedizinisch zu helfen – das war unser Antrieb, um im Februar 2020 nach Brasilien zu reisen. Voller Vorfreude setzten wir uns mitten in der Nacht in den Flieger und landeten mehr als elf Stunden später in Recife, eine Millionenstadt am Atlantischen Ozean. Dort holte uns eine sehr freundliche, englischsprechende Organisatorin ab. Eine Person in Brasilien anzutreffen, die nicht nur Portugiesisch spricht, ist eine große Seltenheit. Wir selbst konnten vor der Reise kaum Portugiesisch sprechen. Doch es ist uns gelungen, unsere Sprachkenntnisse im Laufe der Wochen spürbar zu verbessern. Schnell konnten wir fast alles verstehen, nur das freie Unterhalten außerhalb der Behandlungen und des Organisierens hat bis zum Ende nicht so perfekt funktioniert. Das lag aber vermutlich daran, dass wir die Sprache nur durch Sprechen und Hören gelernt und folglich die Grammatik nicht perfekt beherrscht haben.

Start mit Hindernissen

Der enorme Temperaturunterschied machte uns am Anfang ein wenig zu schaffen. Statt kühlen drei Grad wie in Deutschland war es in Brasilien 30 Grad warm – und das auch nachts. Doch nachdem wir uns am ersten Wochenende trotz 50er-Sonnencreme den ersten massiven Sonnenbrand eingefangen hatten, wurden wir vorsichtig. Jeder Millimeter der Haut (auch die Zehen und Finger, einfach alles) cremten wir zwei Mal täglich ein, wenn wir an den Wochenenden unterwegs waren.

Unser erstes Wochenende verbrachten wir in Recife. Beängstigend war, dass uns Einheimische mehrfach darauf hinwiesen, dass wir auf unsere Wertsachen aufpassen müssen. Wir hatten für den Brasilienaufenthalt eine diebstahlsichere Handtasche gekauft, doch die ließen wir immer zu Hause. Handys und Bargeld bewahrten wir in den Hosentaschen auf und fühlten uns dabei fast immer sicher. Um die Lage nicht herunterzuspielen: Mit Kamera oder auffälligem Schmuck würde man in Recife sicher schnell bestohlen werden. Die Brasilianer:innen, die wir kennenlernten, waren aber sehr freundlich und hilfsbereit – davon können sich die Deutschen eine Scheibe abschneiden.

Praxiseinsatz erweitert Erfahrungshorizont

Nach dem Wochenende in Recife begannen wir unsere Arbeit für das zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien. Ein Fahrer des Hilfsprojekts holte uns am Montag ab. Drei Stunden waren wir unterwegs, bis wir unseren Einsatzort erreichten – eine Schule in São Joaquim. Diese befindet sich in einem früheren Kloster und ist für 100 Schüler:innen im Alter von vier bis zehn Jahren ausgelegt. Neben den Schulräumen gibt es dort in zahnmedizinisches Behandlungszimmer. Unsere Schlafräume befanden sich separat im ersten Stock und waren sehr geräumig. Die Köchin, die auch das Essen für die Kinder zubereitete, kochte für uns sehr üppige Portionen. Diese hätten gut und gerne für fünf Personen ausgereicht. Auch das Behandlungszimmer hatte alles Essenzielle. Fehlende Materialien, ohne die wir nicht arbeiten konnten, wurden schnellstmöglich von der Direktorin der Schule besorgt.

Mit Behandlungen kleiner Kinder waren wir nach dem vorherigen abgeschlossenen Studium noch nicht allzu vertraut, aber wir wuchsen in diese Aufgabe hinein. 

Mit Behandlungen kleiner Kinder waren wir nach dem vorherigen abgeschlossenen Studium noch nicht allzu vertraut, aber wir wuchsen in diese Aufgabe hinein, sodass alles wirklich sehr gut funktioniert hat. Bei extrem ängstlichen Kindern oder schweren Extraktionen war es möglich, einen einheimischen Zahnarzt um Hilfe zu bitten. Am Abend nach den Behandlungen gab es für uns nicht allzu viel in São Joaquim zu tun, da es in vollkommener Einsamkeit in der Natur liegt. Wir vertrieben uns unsere Zeit am Abend mit Sport, was einer Gewichtzunahme glücklicherweise entgegenwirkte.

An den Wochenenden waren wir an verschiedenen Stränden unterwegs. Auch an diesen Orten bewiesen die Brasilianer:innen ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft. Wir hatten das Glück, während des Karnevals in Brasilien zu sein. Es ist ein Spektakel, in Recife und in ganz Brasilien, das man sich nicht vorstellen kann. Die Menschen – alle zusammen, egal ob jung oder alt, arm oder reich – feiern fünf Tage am Stück ohne Unterbrechung.

Wir würden dieses Erlebnis jedem Zahnmediziner und jeder Zahnmedizinerin ans Herz legen – vor allem direkt nach dem Studium ist es eine einmalige Erfahrung. 

Eine besondere Erfahrung

Alles in allem konnten wir durch die sieben Wochen sowohl unsere zahnmedizinischen Fähigkeiten verbessern als auch ein wirklich schönes, vor allem aber auch vollkommen anderes Land kennenlernen. In der Innenstadt von Recife kann man fast von einem Zustand, wie man es in Slums erwarten würde, sprechen. Die Kinder und Erwachsenen sind sehr offen und herzlich. Die Natur mit all den Stränden und Palmen ist einfach atemberaubend. Wir sind froh, dass wir – denen es in Deutschland an nichts fehlt – helfen durften und konnten. Wir würden diese Erfahrung jedem Zahnmediziner und jeder Zahnmedizinerin ans Herz legen – vor allem direkt nach dem Studium ist es eine einmalige Erfahrung.

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Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien

Der Verein bietet zahnmedizinische Versorgung für Kinder aus armen Verhältnissen rund um die Millionenstadt Recife in Brasilien. In den sieben Praxen arbeiten hauptsächlich Zahnmediziner:innen, die ihr Studium kürzlich abgeschlossen haben. 

Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien e.V.

Anne Imhof und Salvatore Amato wurden bei ihrer Auslandsfamulatur von Henry Schein Cares in Form einer Sachspende unterstützt. Mehr Infos findet ihr hier: Henry Schein Cares