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Erfahrungsbericht: Wie ist das Pflegepraktikum?

Die bisherige Approbationsordnung für Zahnärzt:innen bestand seit 1955 und wurde seither nur unwesentlich verändert. Die neue Approbationsordnung soll die Lehre modernisieren. Ein wichtiger Aspekt ist das einmonatige Pflegepraktikum. Dies müssen Studienanfänger:innen vor Studienbeginn oder in der vorlesungsfreien Zeit in einem Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung ableisten. Die meisten haben vor Beginn des Studiums keine Erfahrungen im Umgang mit Patient:innen, weshalb der Antritt des Praktikums in vielen Fällen zunächst sowohl Überwindung als auch Überforderung bedeutet. 2 Student:innen berichten, was sie im Praktikum erlebt haben. 

Joline Wieskamp: Schichten gemeistert, Lebensgeschichten kennengelernt

Da es Student:innen freigestellt ist zu wählen, in welchem Bereich sie ihr Pflegepraktikum ableisten möchten, habe ich mich für die Gynäkologie und Onkologie entschieden. Die Bewerbung verlief problemlos, und ich habe einen Platz in meinem Wunschkrankenhaus erhalten. Ich finde es bereichernd, dass einem die Möglichkeit geboten wird, einen Einblick in andere medizinische Einrichtungen zu erhalten.

Am ersten Tag bekam ich eine Führung durch meine Station und habe das Pflegepersonal kennengelernt. Das Schöne bei diesem Praktikum ist, dass man bei allen Tätigkeiten mithelfen kann. So stand ich am ersten Tag einer Krankenpflegerin zur Seite, die mir alle wichtigen Abläufe erklärt hat. Danach wurde ich komplett in den Arbeitsplan eingebunden und konnte die gleichen Aufgaben wie die Auszubildenden erledigen. In den ersten 2 Wochen wurde ich im Frühdienst eingeplant. Dieser startet um 6 Uhr. Zuerst findet die Übergabe, danach dann die Einteilung der Patient:innenzimmer statt. Gegen 7 Uhr beginnt der Rundgang durch die Zimmer, bei dem die Vitalparameter gemessen werden und nach dem allgemeinen Gesundheitszustand gefragt wird. Hier hat man auch mal Zeit für ein kleines Gespräch mit den Patient:innen.

Ich finde es bereichernd, dass einem die Möglichkeit geboten wird, einen Einblick in andere medizinische Einrichtungen zu erhalten.

Joline Wieskamp
Zahnmedizinstudentin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Mir hat der persönliche Kontakt besonders gut gefallen, da man die Freude sehen konnte, wenn man sich Zeit für die Patient:innen nimmt. Das Waschen war für mich zunächst eine Überwindung, wurde jedoch schnell zur Routine. Im Laufe des Tages standen unterschiedliche Behandlungen an, bei denen ich oftmals zuschauen durfte. So war ich bei einer Strahlentherapie dabei und einige Male sah ich im Operationssaal bei Tumorentfernungen zu. Ein Highlight für mich war ein neugeborenes Kind, das ich einige Tage beaufsichtigen durfte. Zusätzlich konnte ich bei der täglichen Visite anwesend sein, bei der die Ärzt:innen den weiteren Behandlungsablauf mit den Patient:innen besprechen. Daher habe ich nicht nur die Pflege, sondern auch viele ärztliche Tätigkeiten kennengelernt.

Das Pflegepraktikum hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Durch einen freundlichen Umgang im Krankenhausteam wurden auch stressige Schichten gut gemeistert. Zusätzlich habe ich viele Patient:innen und deren Lebensgeschichten kennengelernt.

Simon Reich: Viel gelernt über den Umgang mit Hilfsbedürftigen

Meiner Erfahrung nach wird man im Studium schon sehr gut auf den Patient:innenkontakt vorbereitet. Dennoch war es für mich das Krankenpflegepraktikum, bei dem ich am meisten über den zwischenmenschlichen Umgang gelernt habe. Ich habe das Praktikum in der Gefäßstation eines Krankenhauses absolviert. Je nachdem, wo man arbeitet, bekommt man einen wirklich guten Einblick in verschiedene Krankheitsfälle. Ich hatte viel mit Diabetespatient:innen zu tun, die einem auch regelmäßig im späteren, zahnärztlichen Berufsalltag begegnen werden.

Dieser Monat hat mir im Nachhinein zu viel mehr Respekt vor Pflegekräften verholfen.

Simon Reich
Zahnmedizinstudent am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Nicht nur verschiedene Krankheitsbilder lernt man kennen, sondern auch unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich hatte zwischendrin auch mal die Zeit, mich mit Patient:innen länger zu unterhalten. Manchen war ihre Gesundheitssituation sehr unangenehm. Gerade da ist mir aufgefallen, wie wichtig die Achtung jeder einzelnen Person ist, egal wie schlimm es ihr geht und wie selbstverschuldet der Zustand aussehen mag. Klar, einige waren auch garstig oder ängstlich, aber die meisten sind super dankbar. Zwar kam ich jeden Tag geschafft nach Hause, aber eben mit dem guten Gefühl, jemandem geholfen zu haben. Dieser Monat hat mir im Nachhinein zu viel mehr Respekt vor Pflegekräften verholfen und mich gleichzeitig sensibilisiert, wie man auf verschiedene hilfsbedürftige Menschen eingeht und dabei sowohl Kompetenz als auch Ruhe und Empathie ausstrahlt.

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Wir kooperieren in dieser Ausgabe wieder mit tomorrowdent und bedanken uns für die tollen Berichte.

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